Unser Wirken:
Mitgliederversammlung
Montag, den 29. April 2024
18 Uhr
im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein
Brockdorff-Rantzau-Str. 70
24837 Schleswig
Hirse ist heute ein Hoffnungsträger, weil sie widerstandsfähig gegen Dürre ist. Vor dem Hintergrund von Klimawandel, Wasserknappheit und Dürre bietet Hirse eine umfassende Lösung. Das nährstoffreiche Getreide lässt sich leicht anbauen, gut lagern und einfach zubereiten. Als glutenfreies und leicht verdauliches Getreide liegt es zudem im Trend moderner Ernährung. In diesem Vortrag soll die Kulturpflanzengeschichte der Rispenhirse nachgezeichnet werden. Die Rispenhirse ist ein wahres Multitalent, sowohl aufgrund ihrer vielseitigen und günstigen Eigenschaften für Anbau und Ernährung, als auch in ihrem archäologischen Nachweis. Sie überdauert als verkohltes Getreidekorn und verbackener Brei in alten Abfallgruben, hinterlässt ihre Spuren mit dem Makromolekül Miliacin in alten Speisekrusten und der Matrix von Keramikscherben und hat aufgrund ihres speziellen Photosyntheseweges als C4-Pflanze ein spezifisches Isotopensignal, das sich in Tier- und Menschenknochen einschreibt. Archäobotanische Studien zeigen, dass Rispenhirse bereits in der Bronzezeit ein beliebtes Nahrungsmittel war. In Mitteleuropa tauchte sie bereits vor 3.500 Jahren auf dem Speisezettel auf. Ihr Auftritt erfolgte allerdings erst Jahrtausende, nachdem Bäuer:innen in Europa in der Jungsteinzeit vor ca. 7.500 Jahren begonnen hatten, Emmer und Einkorn anzubauen. Im Gegensatz zu den großfrüchtigen Getreidearten stammt die Rispenhirse aus dem Fernen Osten, dem heutigen China. Mit einem groß angelegten Datierungsprogramm konnten wir die Einwanderungsgeschichte dieses besonderen Getreides nachvollziehen. Über den Kaukasus erreichte sie in der Bronzezeit das Schwarze Meer und den Mittelmeerraum. Hier lässt sie sich erstmals um 1.600 v. Chr. nachweisen. Weiter in Richtung Mittel- und Nordeuropa breitete sie sich bis 1.200 v. Chr. aus und wurde erstaunlich schnell als neues Hauptgetreide akzeptiert. Sie steht stellvertretend für eine Reihe neuer Kulturpflanzen, die den Speisezettel in der Bronzezeit bereicherten. Die Gründe, warum in der Bronzezeit plötzlich so viele neue Geschmacksrichtungen auf den Tisch kamen, sind vielfältig. Große Herausforderungen wie Bevölkerungswachstum, zunehmende Globalisierung, intensiver Ressourcenaustausch, aber auch Starkregen und Dürren durch Vulkanausbrüche und Klimaveränderungen weckten schon in der Bronzezeit die Kreativität und den Innovationsgeist der Menschen, um ein gutes Leben zu sichern.
Zur Vortragenden: Wiebke Kirleis ist Professorin für Umweltarchäologie/Archäobotanik am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel. Seit ihrem Studium der Biologie mit den Schwerpunkten Botanik, Anthropologie und Umweltgeschichte an der Universität Göttingen interessiert sie der menschengemachte Wandel von Landschaften in der Langfristperspektive. Wichtige Stationen ihres Werdegangs waren das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege in Wünstorf und der Göttinger Sonderforschungsbereich 552 „STORMA“ zur Stabilität von Regenwaldrandzonen in Indonesien. Derzeit ist sie Co-Sprecherin des Kieler Sonderforschungsbereichs 1266 „TransformationsDimensionen - Mensch-Umwelt Wechselwirkungen in Prähistorischen und Archaischen Gesellschaften“. Sie ist der Archäologie Schleswig-Holsteins u. a. als Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Steinzeitparks Dithmarschen mit dem Archäologisch-ökologischen Zentrum Albersdorf besonders verbunden.
Montag, den 27. Mai 2024 um 19.30 Uhr
im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein
Brockdorff-Rantzau-Str. 70
24837 Schleswig
Schleswig-Holstein ist ein Land der Burgen. Doch wissen wir über die Burgen des Landes bis heute nur ziemlich wenig. Vieles geht auf Annahmen und Meinungen einzelner Männer (und seltener Frauen)
zurück, welche die noch sichtbaren Reste ganz im Geiste ihrer Zeit deuteten. Der Vortrag gibt einen Überblick darüber, wie man zu verschiedenen Zeiten die Burgen erforschte, was man in ihnen erkennen
wollte - und wie diese Meinungen bis heute nachwirken.
Zum Vortragenden: Stefan Magnussen studierte Geschichte und Politikwissenschaft im Bachelor und Master an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Brock University in St. Catharines, Ontario. Von 2014 bis 2017 war er Doktorand an der Kieler Graduiertenschule “Human Development in Landscapes”, wo er ein Forschungsprojekt zu den Burgen im Herzogtum Schleswig bearbeitete, das 2019 mit der Promotion abgeschlossen wurde. Von 2017 bis 2021 war er Mitarbeiter des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Leipzig, wo er sich im Rahmen des DFG-Projekts "Mediation von Herrschaft an den Grenzen Lateineuropas im Spätmittelalter" mit dem Fallbeispiel Norwegen beschäftigte. Seit Januar 2022 ist er Projektkoordinator des Transfervorhabens "Burgenland Waterkant" an der Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und seit September desselben Jahres auch Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Burgen- und Herrschaftsforschung im Herzogtum Schleswig, den Königreichen Dänemark, Norwegen und Schottland sowie forschungs- und rezeptionsgeschichtliche Fragestellungen. Seit 2021 produziert und hostet er zudem den landesgeschichtlichen Podcast Küstory - Geschichte(n) von der Waterkant.
Literaturhinweis:Burgen in umstrittenen Landschaften (sidestone.com)
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