Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein e. V.
Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein e. V.

Vortrag

Montag, den 21. November 2016

 

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

Neue mesolithische Funde aus dem Satrupholmer Moor -
von Mirjam Briel M.A.
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

Anlässlich einer Notbergung wurden im Satrupholmer Moor in Zentralangeln im Jahr 2016 archäologische Untersuchungen durchgeführt.

Der Platz ist seit langem wegen seiner zahlreichen Fundstellen aus der Steinzeit bekannt. Es handelt sich um ein degradiertes Niedermoor mit teilweise erhaltenem Hochmoorkern. Darin eingebettet lässt sich ein, aus spätpleistozänen Toteisseen gebildeter, ursprünglich knapp 2 km² großer See nachweisen. An den Uferrändern des Satrupholmer Moores waren bereits vor dem zweiten Weltkrieg Oberflächenfundstellen mit mesolithischen Flintartefakten bekannt, und seit Beginn der Feuchtbodenarchäologie gehört es zu den wichtigen Fundarealen mit Siedlungsspuren aus dem späten Mesolithikum Schleswig-Holsteins. Zu den bedeutenden Fundplätzen gehört Satrup LA 2 am Nordufer des Moores. Durch eingespülte Kalkablagerungen sowie die überdeckenden Torfschichten bieten sich hier außerordentlich gute Erhaltungsbedingungen für organisches Material. Im Rahmen früherer Untersuchungen in den 1950er Jahren sowie in den Jahren 2010 und 2011 wurden neben zahlreichen mesolithischen Flintartefakten auch sehr gut erhaltene Tierknochen sowie mehrere Geweihgeräte gefunden. Das Fundspektrum deutet auf eine zweiphasige Nutzung des Platzes in der Kongemose und der Ertebölle Kultur hin. Die jüngsten Untersuchungen konnten eine geschlossene kongemosezeitliche Fundschicht im Uferbereich des ehemaligen Sees nachweisen, die nahezu flächendeckend mit Flintartefakten sowie einer großen Zahl ausgezeichnet erhaltener Knochen, Zähne und Geweihfragmente belegt ist.

Diese Fundschicht wird teilweise von einer jüngeren überdeckt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Ertebölle-Kultur zugewiesen werden kann.

Die bemerkenswert guten Erhaltungsbedingungen auf dem Fundplatz bieten auch großes Potenzial für naturwissenschaftliche Untersuchungen: Die organischen Funde ermöglichen Aussagen zu Jagdspektren, Subsistenzverhalten sowie kleinräumige Umweltrekonstruktionen.

 

Mirjam Briel, geboren und aufgewachsen in Hamburg und auf Sylt, studierte vor- und frühgeschichtliche Archäologie sowie Bodenkunde an der Universität Hamburg.

Nach dem Studium arbeitete sie vorwiegend in Schleswig-Holstein, zunächst als Grabungstechnikerin, bald jedoch als wissenschaftliche Grabungsleiterin in unterschiedlichen Projekten, Schwerpunkt Spätpaläolithikum/Mesolithikum. Seit August 2016 ist sie als Volontärin am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege tätig.

Wissenschaftliche Schwerpunkte: Moorarchäologie, Spätpaläolithikum und Mesolithikum, Geoarchäologie, Eisenzeit sowie Völkerwanderungszeit und frühes Mittelalter in Mittel- und Nordeuropa. 

Vortrag am

Montag, den 31. Oktober 2016 um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

EisZeiten -
Die Kunst der Mammutjäger

von Dr. Michael Merkel
Archäologisches Museum Hamburg

Highlights aus weltberühmter Sammlung der Kunstkammer St. Petersburg

Dem Archäologischen Museum Hamburg ist es gelungen, noch nie außerhalb Russlands gezeigte Originale aus der Kunstkammer St. Petersburg, dem ältesten Museum Russlands, nach Hamburg zu holen. Erstmals können damit besonders spektakuläre Kunstwerke aus Mammut-Elfenbein von russischen Fundplätzen in Deutschland präsentiert werden. Die geschnitzten Figuren wurden mit großer Kunstfertigkeit geschaffen. Mammut, Löwe oder Wildpferd waren beliebte Motive der eiszeitlichen Künstler – aber auch wunderbare Frauenfiguren in vielen Varianten, die sogenannten Venusstatuetten. Seit der Auffindung der ersten Venusstatuetten der Altsteinzeit faszinieren diese die Menschen.
Die einzigartigen Leihgaben aus St. Petersburg, insgesamt gut 50 Objekte, stammen aus
aus einem eiszeitlichen Jagdlager bei Kostenki, Region Voronezh (Russland), am Westufer des Don. Die Originalfunde waren bislang nur russischen Wissenschaftlern zugänglich und sind bisher noch nicht international wissenschaftlich publiziert. Sie gehören zu der weltberühmten Sammlung der St. Petersburger Kunstkammer, die nach der Eremitage das meistbesuchte Museum St. Petersburgs ist.

Die Kunst der Eiszeit ist in der Ausstellung im Archäologischen Museum Hamburg in die Darstellung der damaligen Lebens-, Klima- und Umweltbedingungen eingebettet. Der Fokus ist dabei exemplarisch auf die späte Eiszeit in Norddeutschland gerichtet, die archäologisch nach berühmten Fundstätten als Hamburger Kultur, Rissener Stufe und Ahrensburger Kultur benannt wird. Von hier aus ermöglichen Vergleiche zu den heute in der arktischen Zone lebenden Völkern Querbezüge zur Ausstellung im Museum für Völkerkunde Hamburg.

Die Ausstellung zeigt auch die einzigartige Tierwelt der Eiszeit: Mammuts, Moschusochsen und Schneehasen lebten zu dieser Zeit auch in Hamburg und waren ständige Wegbegleiter und Nahrung der frühen Menschen. Zu den beeindruckendsten Ausstellungsobjekten gehört ein fast vier Meter hohes Mammut.

Dr. Michael Merkel, Sammlungsleiter des Archäologischen Museums Hamburg und Kurator der Ausstellung, erklärt anhand von Lichtbildern einige der bedeutendsten Ausstellungsstücke.

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Vortrag 

 

 

Montag, den 26. September 2016

 

um 19.30 Uhr

 

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70

24837 Schleswig

 

Archäologie in trübem Wasser

von Dr. Jens Auer (Schwerin)

Neue Erkenntnisse zu Unterwasserstrukturen des 8. Jahrhunderts in der Schlei

Eine bei Baggerarbeiten nahe der Halbinsel Reesholm in der Schlei im Jahre 1925 entdeckte hölzerne Anlage beträchtlichen Ausmaßes wurde vom damaligen Leiter des Museums Vaterländischer Altertümer in Kiel, Friedrich Knorr, schnell als modern Befestigung der Fahrrinne abgetan und geriet bald nach Ihrer Entdeckung wieder in Vergessenheit.

Erst 1992 wurde die Anlage durch Arbeiten des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein „wiederentdeckt“ und in einer Reihe von kleineren Projekten bis 1997 teilweise erforscht. Eine erste Datierung geborgener Hölzer ergab ein Baudatum im ersten Viertel des 8. Jahrhunderts. Dr. Willi Kramer interpretierte die Unterwasserstruktur als Teil des Danewerks.

In den Jahren 2014 bis 2016 erfolgte eine Wiederaufnahme der archäologischen Feldarbeit in der Schlei. Projektpartner waren das Maritimarchäologische Programm an der Süddänischen Universität Esbjerg, das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein und die CAU zu Kiel. Neben taucherischen Arbeiten wurden mehrere geophysikalische Vermessungen durchgeführt. Zielsetzung der Arbeiten war es, sowohl den vollen Umfang der Anlage festzustellen als auch die Datierung zu bestätigen und die Konstruktion zu verstehen. Neben einer kurzen Einführung in die Forschungsgeschichte der Anlage werden die neuesten Forschungsergebnisse vorgestellt.

 Zur Person: Dr. Jens Auer war als Associate Professor beim Maritimarchäologischen Programm der Süddänischen Universität tätig. Während sein Forschungsschwerpunkt auf der Archäologie von neuzeitlichen Schiffswracks liegt, ein Thema was er unter anderem in seiner Magisterarbeit und in der Doktorarbeit behandelte, gilt sein Interesse auch der Entwicklung und Verfeinerung von maritimarchäologischen Vermessungs- und Dokumentationsmethoden. Zur Zeit arbeitet er beim Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern.

 offen für alle Interessierten

Hydrografische Karte des Seegebietes des Schlei-Seesperrwerk, Quelle: Wikipedia

Summer Field Schools - The Reesholm Project 2014/15 

 

„Leinen los“ mit Dr. Thorsten Lemm

am 27. Juni 2016 um 18.30 Uhr 

 

2. Termin für

„Leinen los“

am 29. Juni 2016 um 18.30 Uhr 

 

Die Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein bietet Ihnen einen Vortrag auf dem Wasser an!

 

Im Fahrwasser der Geschichte

Die Schlei in der Wikingerzeit

 

Vor rund 1000 Jahren stellte die weit ins Landesinnere reichende Schlei eine bedeutende Schifffahrtsroute dar, die von Reisenden aus aller Herren Länder befahren wurde. Schon damals war auf dem Wasser, an den Ufern und in den Buchten geschäftiges Treiben zu beobachten.

Von kreischenden Möwen umschwärmte Fischer gingen ihrem Tagewerk nach. Aufsteigende Rauchschwaden aus Reet gedeckten Dächern zeugten schon aus der Ferne von kleinen Siedlungen und Gehöften der hier lebenden Menschen. Kaufleute steuerten ihre bauchigen Lastenschiffe in Richtung Haithabu, um Waren aus aller Welt an dem Ort feilzubieten, von dem der arabische Reisende At-Tartûschi um 965 n. Chr. zu berichten wusste, dass es sich um eine „sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres“ handelte.

Auf markanten Anhöhen entlang der Schlei standen Signalfeuer, die bei akuter Bedrohung durch eine sich nähernde feindliche Flotte entfacht wurden und so einen bevorstehenden Angriff ankündigten. Zusammen mit einfachen Pfahlsperren, aber auch massiven hölzernen Befestigungen – wie z. B. die sogenannte Seesperre von Reesholm – an strategisch wichtigen Engstellen der Schlei waren sie Teil eines ausgeklügelten Verteidigungssystems, das dem Schutz Haithabus und seines Nachfolgers Schleswig diente.

Reisen Sie im Fahrwasser der Geschichte zu archäologischen Fundstellen der Wikingerzeit und des Mittelalters an und in der Schlei.

Lassen Sie sich verschiedene Aspekte dieser faszinierenden historischen Kulturlandschaft im Rahmen eines bebilderten Vortrags an Bord der HEIN näherbringen und nehmen Sie dabei selbst den Blickwinkel wikingerzeitlicher Seefahrer ein!

 

 Zur Person: Dr. Thorsten Lemm hat in Kiel Ur- und Frühgeschichte studiert. Zur Zeit arbeitet er an einem Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft und sitzt im Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in Schleswig.

 

http://www.hein-haddeby.de/

 

Prof. Dr. Harald Meller

 

Innovationen der Steinzeit – Erfindung des modernen Lebens

 

Zusammen mit der Hermann-Ehlers-Akademie, den Freunden der Antike und der Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur laden wir Sie herzlich nach Kiel ein!

 

Dienstag, den 3. Mai 2016

um 19.00 Uhr

im Schleswig-Holstein-Saal

im Landeshaus in Kiel

Düsternbrooker Weg 70

24105 Kiel

 

Schirmherr: Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages Klaus Schlie

 

Programm:

1. Grußwort des Herrn Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtages Klaus Schlie

2. Prof. Dr. Joachim Reichstein: Ein Wort zu Prof. Dr. Harald Meller

3. Vortrag von Prof. Dr. Harald Meller

 

Innovationen der Steinzeit – Erfindung des modernen Lebens

 

Innovationen begleiten die Entwicklung des Menschen seit seinen Anfängen. Dabei ist z. B. an frühe Steinwerkzeuge bei den ersten Vertretern der Gattung homo, Bestattungsrituale beim Neandertaler und die Eiszeitkunst beim anatomisch modernen Menschen zu denken.

Der folgenreichste Einschnitt fand nach der letzten Eiszeit im Vorderen Orient statt: der Übergang von der aneignenden zur produzierenden Lebensweise durch Ackerbau und Viehzucht. Während die wildbeuterische Lebensweise durch eine überschaubare Ressourcenentnahme ökologisch stabil war und der Mensch große klimatische Krisen wie die Eiszeit gut überstand, griffen die nach Europa eingewanderten Bauern fortan durch ihre sesshafte Lebensweise umfangreich in die Natur ein.

Steigende Bevölkerungszahlen, Klimaverschlechterungen und zwischenmenschliche Konflikte bedingten immer rascher aufeinanderfolgende Innovationen, die unsere Welt bis heute prägen.

 

Zur Person: Prof. Dr. Harald Meller ist seit 2009 Honorarprofessor am Institut für Kunstgeschichte und Archäologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seit 2001 ist er als Landesarchäologe und Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle tätig.

 

 

Vortrag

am Montag, den 18. April 2016

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70

24837 Schleswig

Die Holzkohlenfunde des ertebøllezeitlichen Fundplatzes

Strande LA 163, Kreis Rendsburg-Eckernförde

von Annika Müller (Kiel)

 

Im Bereich Archäobotanik am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel wurde erstmals für einen mittelsteinzeitlichen Unterwasserfundplatz die Feuerholznutzung für die Mittelsteinzeit in Schleswig-Holstein untersucht. Zur Analyse kamen 450 Holzkohlen. Geborgen wurden diese bei einer gemeinsamen Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte Kiel und des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein am Rand der ertebøllezeitlichen Siedlung Strande LA 163 im Jahr 2012.

 

Werden verkohlte Hölzer in bestimmten Ausrichtungen gebrochen, kommen unter dem Mikroskop die für die Bestimmung einzelner Baumarten charakteristischen Zellmuster zum Vorschein. Das Holzkohlenmaterial aus Strande hat einen signifikant hohen Eichenanteil. Auch die anderen Arten sind im verkohlten Material, im Gegensatz zu den Holzfunden, in geringeren Anteilen vorhanden. Ein naheliegender Grund für den hohen Eichenanteil im Feuerholz ist das lokale Vorkommen dieser Art, denn die Landschaft Schleswig-Holsteins war zur Mittelsteinzeit von dichten Eichenmischwäldern geprägt.

 

Während die Hölzer zur Geräteherstellung gezielt nach Holzeigenschaften zur passenden Beanspruchung ausgewählt wurden, ist eine Selektion für die Feuerholzauswahl in Strande auszuschließen. In Strande entspricht das nachgewiesene Holzkohlenspektrum eher der Zusammensetzung des umgebenden Gehölzes und lässt den Schluss zu, dass, anders als bei der Herstellung von Holzgeräten, kein spezielles Holz verwendet, sondern das verfeuert wurde, was vor Ort in großer Menge einfach verfügbar war, nämlich Eichenholz.

 

Zur Person: Annika Britta Müller, geboren 1990 in Reinbek, ist die Preisträgerin des Archäologiepreises der AGSH 2015. Sie studiert seit 2009 an der CAU in Kiel Ur- und Frühgeschichte mit dem Nebenfach Geowissenschaften.

2011 absolvierte sie die Ausbildung zum geprüften Forschungstaucher und arbeitete seitdem an verschiedenen unterwasserarchäologischen Projekten. 2015 erwarb sie mit dem Vortragsthema ihren Bachelorabschluss. Ihren Masterstudienabschluss wird sie voraussichtlich im Jahr 2017 beenden. 

 

Vortrag 

am Montag, den 21. März 2016

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70

24837 Schleswig

um 19:30 Uhr Vortrag, offen für alle Interessierten,

 

von Dr. Volker Hilberg (Schloss Gottorf, Schleswig)

 

 

Von Haithabu nach Schleswig

 Neue Forschungen zum 11. Jahrhundert an der inneren Schlei

 

In den vergangenen Jahren haben neue Forschungen ein verändertes Bild zur Frage nach dem Untergang des wikingerzeitlichen Handelsplatzes von Haithabu und seinem Verhältnis zur neugegründeten Stadt Schleswig auf dem gegenüberliegenden Nordufer der Schlei erbracht. Durch neue Gelände- und Grabungsaktivitäten konnte erstmals Haithabus Endphase deutlich erfasst werden. Gleichzeitig begann eine Erfassung und Auswertung der großflächigen Siedlungsgrabungen in der Schleswiger Altstadt. Wie diese Forschungen unser Bild und unser Wissen von 11. Jahrhundert und dem Übergang zwischen Wikingerzeit und Mittelalter verändert haben, steht im Mittelpunkt des Vortrages.

 

 

Zum Vortragenden:

Der Referent, Dr. Volker Hilberg, ist am Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf für die mittelalterlichen Sammlungen zuständig, seit 2003 ist er mit der Erforschung Haithabus betraut.

 

 

Vorher für AGSH-Mitglieder

um 18:00 Uhr Mitgliederversammlung

Vortrag am Montag, 29. Februar 2016

 

um 19.30 Uhr im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

 

Matthias Maluck M.A. (Schleswig)

 

Von Waldemar dem Großen bis zum Welterbe – Danewerk und Haithabu als Werkzeuge politischer und gesellschaftlicher Legitimation

 

Im Jahr 1282 ließ der dänische König Waldemar der Große an seinem Grab eine Bleitafel anbringen, die das damals bereits mindestens 500 Jahre alte Danewerk zum Bollwerk für das ganze dänische Reich erklärte. Er machte damit eine Tradition der Inszenierung und politischen Instrumentalisierung des Bauwerks erstmals historisch fassbar, die bis zum heutigen Tag fortdauert. Im 19. Jahrhundert wurde das Danewerk zum Symbol des neu erfundenen Dänentums und so zu einem Schlüsselort der nationalen Identitätsfindung stilisiert. Eine vergleichbare Interpretation ließ sich bei Haithabu unmittelbar am Danewerk beobachten. Um 1897 identifizierte der dänische Archäologe Sophus Müller die wikingerzeitliche Handelssiedlung. Spätestens mit den Ausgrabungen Herbert Jankuhns unter der Ägide des SS-Ahnenerbes in den 1930 Jahren wurde dann Haithabu zum Symbolort deutsch-völkischer-nationalistischer Utopien.

 

Die unterschiedlichen Versuche beide Denkmale zu Zwecken der nationalen Identitätsfindung und Abgrenzung sowie der Legitimation von Herrschaft zu usurpieren, setzten sich nach dem Krieg fort und sind bis heute Grundlage für die unterschiedliche Wahrnehmung der beiden Denkmale u. a. durch Deutsche und Dänen. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden aber auch neue Lesarten, wie z. B. die der Überwindung der nationalen Abgrenzungen und Rivalitäten. Seit 2004 wird in enger Zusammenarbeit mit der lokalen deutschen und dänischen Bevölkerung ein Antrag von Haithabu und dem Danewerk für die Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste vorbereitet. Dieses Projekt verändert die Bedeutung der Denkmale im örtlichen und überregionalen Bewusstsein erneut.

 

Der Vortrag skizziert anhand von Haithabu und dem Danewerk, wie sich die Wahrnehmung von Bauwerken und archäologische Stätten im historischen Kontext und abhängig von der Eigensicht des Betrachters durch die Jahrhunderte bis heute geändert hatte. Dabei werden vor allem die jeweiligen Bemühungen zur politischen und gesellschaftlichen Instrumentalisierung von historischen Orten diskutiert.

 

 

Zum Vortragenden:

Matthias Maluck studierte Archäologie in Heidelberg, Galway/Irland und Kiel und arbeitet seit 2005 am Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein. Er führte u. A. internationale Projekte etwa zur Erhaltung von Kulturlandschaft im Wattenmeergebiet zusammen mit Dänemark und den Niederlanden durch. Seit 2008 ist er für den UNESCO Welterbeantrag für Danewerk und Haithabu und die Pflege beider Stätten verantwortlich. Im letzten Jahr übernahm der die Leitung der Abteilung für Planung und internationale Projekte.

 

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