Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein e. V.
Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein e. V.

Rückschau 2017

 

Vorträge 2017

 

 

 

 

 

 

Montag, den 27. November 2017

 

um 19.30 Uhr

 

im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,

Johanna-Mestorf-Hörsaal

Johanna-Mestorf-Straße 2-6, 24118 Kiel

 

Tauchgang ins Totenreich – Archäologie unter dem Meeresspiegel

 

Dr. Florian Huber (Kiel)

 

Rund drei Millionen Schiffswracks sowie unzählige versunkene Städte und Siedlungen liegen in unseren Weltmeeren. Grund genug für den Unterwasserarchäologen Florian Huber, unserem kulturellen Erbe seit knapp 20 Jahren auf den Grund zu gehen.

Folgen Sie dem Forschungstaucher zur Mars, dem größten schwedischen Kriegsschiff des 16. Jahrhunderts, das 1564 in einer dramatischen Schlacht in der Ostsee gesunken ist und heute mit modernster Technik in 80 Meter Wassertiefe untersucht wird.

In den Unterwasserhöhlen Mexikos entdecken Huber und sein Team einen Maya-Friedhof, in den Blue Holes der Bahamas prähistorische Skelette ausgestorbener Krokodile. Vor Helgoland erkunden die Wissenschaftler ein deutsches U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg, das unter mysteriösen Umständen untergegangen ist, und in Mikronesien im Pazifik die japanische Geisterflotte von 1944.

 

Zum Vortragenden

Dr. Florian Huber, 1975 in München geboren, taucht seit frühester Jugend und studierte Archäologie, Anthropologie und Skandinavistik in München und Umeå (Schweden) sowie in Kiel. Bevor er sich als Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher selbstständig machte, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel und leitete dort die Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie. Huber ist Autor zahlreicher Fachpublikationen, Zeitschriftenartikel sowie Bücher und steht regelmäßig für TV-Dokumentationen wie Terra X vor der Kamera. Weitere Infos: www.florian-huber.info

 

 

 

 

Mittwoch, den 25. Oktober 2017

 

um 19.30 Uhr

 

im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,

Johanna-Mestorf-Hörsaal

Johanna-Mestorf-Straße 2-6, 24118 Kiel

 

Auf den Spuren bronzezeitlicher Gemeinschaften in Nord- und Mitteleuropa

 

Dr. Jutta Kneisel (Kiel)

 

In unserer heutigen Welt der Globalisierung ändert sich auch die archäologische Sichtweise. Nicht länger stehen regionale Phänomene und deren Verständnis im Mittelpunkt der Forschung, sondern länderübergreifende Verbindungen quer durch Europa und bis hin nach Asien. Gerade mit dem Beginn der Bronzezeit und des neuen Rohstoffes Kupfer erfassen wir eine neue Ära der großräumigen Verbindungen. Der Vortrag beleuchtet zwei unterschiedliche Fundplätze: Bruszczewo, eine frühbronzezeitliche Siedlung der Aunjetitzer Kultur, die über 300 Jahre kontinuierlich besiedelt ist und dann plötzlich aufgegeben wird. Bredenbek und Mang de Bargen sind Bestattungsplätze, die etwas jünger sind, aber eine lange Kontinuität bis in die Spätbronzezeit aufweisen. Das spannende an diesen Fallbeispielen ist, dass Bredenbek beginnt, wenn Bruszczewo aufhört. Anhand dieser Fundplätze lässt sich daher ein bronzezeitliches Drama beschreiben, dass den heutigen politischen Ereignissen in Europa in nichts nachsteht.

Zur Vortragenden: Jutta Kneisel (geb. 17.09.1968) studierte Ur- und Frühgeschichte in Berlin und Bergen/Norwegen) und absolvierte ihren Abschluss am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Freien Universität Berlin.

2000–2002: Mitarbeiterin der Gesellschaft für Archäologische Denkmalpflege e.V. mit verschiedenen Grabungsprojekten in Brandenburg

2002–2003: wiss. Assistentin am Institut für prähistorische Archäologie Berlin mit Aufgaben im Bereich der Forschung (Feudvar) und Lehre bei Prof. B. Hänsel

2004–2008: angestellt als wiss. Mitarbeiterin im DFG-Projekt Bruszczewo - eine frühbronzezeitliche Feuchtbodensiedlungen in Großpolen bei Prof. J. Müller (Otto-Friedrich-Universität Bamberg, ab 2005 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

2007: Abschluss der Promotion „Anthropomorphe Gefäße der Bronze- und Eisenzeit in Nord- und Mitteleuropa“ an der Freien Universität Berlin bei Prof. B. Teržan und Prof. B. Hänsel

2008–2009: wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kiel mit Schwerpunkt Lehre

2009–2012: mit einer eigenen Stelle im Forschungsprojekt „Kultureller Wandel am Übergang von der FBZ zur MBZ im nordöstlichen Mitteleuropa“ der DFG betraut

2013: wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kiel (Scientific Data Manager and Fieldwork Coordinator)

Weitere Infos: http://www.sfb1266.uni-kiel.de/de/teilprojekte/cluster-d/d3-die-bronzezeit-in-nordmitteleuropa-skalen-der-transformation-1

 

Die Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein und die Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement (DVW)  laden Sie zu einem Vortrag ein!

 

Montag, den 25. September 2017, um 19.30 Uhr
 

im Archäologischen Landesamt Schl.-Holstein, Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

Der hat x und y vertauscht!

Vermessung in der Archäologie


Anja Buhlke (Berlin)

 

Mit welcher Zielsetzung wird die Vermessung in der Archäologie eingesetzt?

Welche Bedingungen, Möglichkeiten sowie technischen und beruflichen Entwicklungen und Ergebnisse gab es von den Anfängen bis heute in diesem Gebiet?

Hauptsächlich diesen Fragen wird sich der Vortrag widmen, der auch Probleme und Schwierigkeiten zum Inhalt hat. Durch das Thema werden gleichzeitig das Berufsbild des Grabungstechnikers bzw. die Einsatzmöglichkeiten für Vermesser/ Vermessungsingenieure in der Archäologie aufgezeigt. Wir werden also in diesem Vortrag eine etwas andere, aber notwendige Seite der Archäologie zu Gesicht bekommen! Ohne richtige Vermessung geht es eben nicht ….

Zur Vortragenden

Anja Buhlke, in Berlin geboren, ist Kartografin und Ausgrabungstechnikerin. Sie studierte erst Kartografie an der Technischen Fachhochschule Berlin und fertigte als Abschlussarbeit

den „Danewerk-Atlas“ an. Danach studierte sie an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Grabungstechnik. Sie arbeitete nach ihren Studien an verschiedenen archäologischen Projekten in verschiedenen Ländern.

 

Montag, den 26. Juni 2017

 

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

Variationen in Kraweel: Zwei ungewöhnliche frühneuzeitliche Schiffwracks aus dem nordfriesischen Wattenmeer

 

Dr. Daniel Zwick (Schleswig)

 

Was hat die westaustralische Wallabi-Inselgruppe und die Sylter Inselspitze von Hörnum Odde gemeinsam? Nicht viel könnte man denken, doch haben sich an beiden Orten Küstenhavarien von Schiffen zugetragen, die einer ganz speziellen Bauweise angehörten und die nur auf ganz bestimmten Seerouten operierten. Bei dem einem handelt es sich um das berühmte Wrack des niederländischen Ostindienfahrers BATAVIA, welche 1629 vor Australiens Küste auf ein Riff gelaufen ist, und bei dem Hörnumer Befund um ein Wrack eines noch unbekannten Schiffes. Dieses wurde im Oktober 2016 entdeckt und ist infolge eines gewaltigen Küstenerosionsprozesses zutage gekommen. Das um/nach 1690 datierte Wrack weist eine doppelte niederländische Schalenkonstruktion auf und ist das jüngste bekannte Wrack dieser Bauweise. Vergleichsfunde sind aus den Niederlanden und vor allem auf den Fahrtrouten der Niederländischen Ostindienkompanie nachgewiesen, welche grundsätzlich Schiffe mit einer doppelten Eichenbeplankung einsetzte. Aufgrund dieses Umstandes wurde diese bauliche Eigenheit oftmals mit der Kompanie assoziiert, aber trifft dies auch auf das Wrack von Hörnum zu?

Im Februar 2017 wurde ein weiteres Wrackteil von Hallig-Bewohnern bei einer Wattwanderung beim Japsand vor Hallig Hooge entdeckt. Dieses datiert um/nach 1617 und ist ebenfalls als ungewöhnlicher Befund zu bezeichnen. Es handelt sich um ein Bordwand-Fragment aus einem sogenannten Halbkraweel, bei dem das Unterwasserschiff geklinkert und die Seiten kraweel beplankt sind. Zu dieser Zeit stellten Schiffe mit kraweeler Rumpfbeplankung die Spitze der Schiffbaukunst dar. Dagegen galten Klinkerkonstruktionen als altmodisch und wurden mit der ländlich-bäuerlichen Küstenschifffahrt assoziiert. Das Aufkommen von Halbkraweelen, welche im Grunde getarnte Klinkerkonstruktionen waren, wird oft als Versuch verstanden, diese Schiffe aufzuwerten. Diese ungewöhnliche hybride Bauform ist archäologisch erstmals bei einem um 1577 datierenden Wrackfund in Nordschweden nachgewiesen worden. Auch in den nachfolgenden Jahrhunderten tauchen Halbkraweele in archäologischen und schriftlichen Quellen immer wieder in Schweden auf. Außerhalb der Ostsee und in Schleswig-Holstein war diese Bauform bislang unbekannt.

Beide Wracks wurden vom Vortragenden und anderen Mitarbeitern des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein untersucht und werfen neue Forschungsfragen auf, durch welche ein bislang unbekanntes Kapitel der Seefahrtsgeschichte an Schleswig-Holsteins Küsten aufgeschlagen wird.

 

Zum Vortragenden: Dr. Daniel Zwick spezialisierte sich auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Schiffsbefunde im Rahmen des Masterstudienganges zur „Maritime Archaeology“ an der University of Southampton. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit in der Rettungsarchäologie, u.a. im Rahmen einer Wrackausgrabung für die Landesarchäologie Bremen und verschiedenen Rettungsgrabungen von Headland Archaeology Ireland und dem Museum of London Archaeology Service, begann er seine Promotion in deutsch-dänischer Zusammenarbeit an der Universität Kiel zum Thema „Maritime Logistics in the Age of the Northern Crusades“, die er 2016 abschloss. Seitdem arbeitet er für das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein.

 

 

Montag, den 29. Mai 2017

 

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

Wolf und Bär, Hund und Katze – Menschen und Raubtiere im Wandel der Zeit

 

Dr. Ulrich Schmölcke (Schleswig)

 

Dass Menschen zu großen Fleischfressern eine ambivalente Beziehung haben, wird uns in diesen Jahren der Rückkehr des Wolfes bei einem Blick in die Zeitung deutlich vor Augen geführt. Diese Ambivalenz zwischen Faszination und Respekt, zwischen Kult- oder Leitbild und „dem bösen Wolf“ ist immer noch präsent. Der Vortrag zeichnet den historischen und prähistorischen Weg der menschlichen Wahrnehmung des Wolfs, aber auch von Bären und anderen Arten nach und kommt dabei zu durchaus überraschenden Ergebnissen, denn das Ansehen dieser Arten war im Laufe der Zeit einem steten Wandel unterworfen, abhängig vom politischen und religiös-spirituellen Umfeld. Ein weiterer Teil des Vortrags beleuchtet die Geschichte von Hund und Katze und erklärt den aktuellen Wissensstand auf diesem Gebiet. Auch hier wird deutlich, dass die Wertschätzung dieser Haustiere von Kultur und Epoche zwischen Hochachtung und Verteufelung schwanken kann.

Zum Vortragenden

Dr. Ulrich Schmölcke hat in Kiel Biologie (Hauptfach Zoologie) studiert. Er promovierte zu dem Thema „Nahrungsmittelwirtschaft des frühgeschichtlichen Handelsplatzes Groß Strömkendorf“. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Angestellter am Zoologischen Institut der CAU Kiel. Seit 2014 ist er Koordinator des Themenbereichs Mensch und Umwelt – Umwelt  und Mensch des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in Schleswig.

 

 

Montag, den 24. April 2017

 

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

Die Verbreitung der Drehmühlen aus Eifeler Basaltlava im nordwesteuropäischen Barbaricum während der Römischen Kaiserzeit


von dem Preisträger des Archäologie-Preises 2016

Jonas Enzmann M.A.

Im Gegensatz zu vielen anderen Objekten, die im Barbaricum als „Römischer Import“ klassifiziert werden, ist die Herkunft der Handdrehmühlen aus Basaltlava mit den Steinbrüchen bei Mayen relativ sicher zu bestimmen. Bereits Anfang des 20. Jh. erkannten Forscher, dass es sich bei den kleinen Gesteinsfragmenten, die sich immer wieder in germanischen Siedlungen fanden, höchstwahrscheinlich um Importstücke aus dem Römischen Reich handelte. Petrografische Analysen in den letzten Jahren bestätigen diese Theorie. Ziel der Arbeit war es, die gängige These von einem Transport über den Rhein und die Nordsee, die anhand einer auf das nördliche Niedersachsen beschränkten Kartierung entwickelt worden war, zu überprüfen.

Zu diesem Zweck wurden 1541 publizierte Basaltlavafragmente aus Dänemark, Nordwestdeutschland und den Niederlanden aus germanischem Kontext ausgewertet. Die Funde verteilen sich auf 206 Fundstellen. Im Zeitraum von Christi Geburt bis 400 n. Chr. konzentrieren sich die Funde auf das zentrale Ruhrgebiet, die westfälische Hellwegzone, die Flüsse Werre, Weser und Hunte sowie die größeren Flussmündungen an der Nordseeküste. Die Verbreitung wurde mittels sog. Transportzonen interpretiert. Diese Zonen orientieren sich an natur- und kulturräumlichen Grenzen und erlauben es, die Austauschprozesse vor dem Hintergrund von regional unterschiedlichen ökonomischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Daraus resultierte das Ergebnis, dass neben einer Austauschroute über den Rhein und die Nordsee eine binnenländische Route entlang der genannten Konzentrationen von Bedeutung war. Dabei lassen sich regional sehr unterschiedliche Austausch- und Transportarten fassen. Des Weiteren zeigt sich, dass die Mischung aus großräumigem Modell und kleinräumiger Analyse, wie es das Transportzonenkonzept ermöglicht, ein wichtiges Werkzeug zur Erforschung des innergermanischen Austausches sein könnte.

 

Zum Vortragenden

Unser Preisträger Jonas Enzmann studierte Archäologie in Mainz und absolvierte dort seinen Bachelor. In Kiel wurde er zum Forschungstaucher ausgebildet und schrieb dort seine preiswürdige Masterarbeit.

 

 

 

Montag, den 20. März 2017

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

Birka im Mälarsee - von Häfen, Hallen und Herigar

von Dr. Sven Kalmring, Schleswig

 

Im Jahre 2015/16 führte das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Kooperation mit der Universität Stockholm Ausgrabungen im „Schwarze Erde“-Hafen von Birka durch. Diese orientierten sich an der Ausgrabung der Jahre 1970/71 durch Björn Ambrosiani, bei der im ehemaligen Uferbereich eine „Steinkiste“ zu einer hölzernen einer Landebrücke freigelegt wurde. Über die eigentliche hölzerne Brückenstruktur, die auf das Wasser hinausführte, war wenig bekannt. Auch der Datierungsvorschlag in das frühe 10. Jahrhundert rief vor dem Hintergrund der Hafenentwicklung in Haithabu Fragen auf. Für das Verständnis des Urbanisierungsprozesses in Nordeuropa ist jedoch eine nähere Kenntnis der Hafeninstallationen unabdinglich, da erst diese die Teilnahme am Fernhandel zu See ermöglichten und somit die ökonomischen Voraussetzungen des frühen urbanen Lebens sicherten. Da in Birka über diese eine Anlage hinaus kaum andere Hafenanlagen erforscht sind, wurde an dieser Stelle mit einer Nachgrabung neu angesetzt.

 

Im Herbst 2016 geriet ein weiteres Hafenbecken in den Fokus der Untersuchungen. Die Bucht von Korshamn, dem sogenannten „Kreuzhafen“, befindet sich außerhalb des Halbkreiswalles von Birka am äußersten Rande des Gräberfeldes Hemlanden. An dieser Stelle ist seit langem die Existenz einer singulären Hausplattform ähnlich der Anlagen in Gamla Uppsala bekannt, die jedoch nie archäologisch untersucht wurde. Nun konnten unweit dieser weitere Hausterrassen identifiziert werden, die zusammen mit dem Hausplattform auf einen größeren Herrensitz deuten. Georadaruntersuchungen weisen auf eine bedeutende merowingerzeitliche Halle und ein wikingerzeitliches Langhaus hin. An das Langhaus schließt sich im rechten Winkel eine Steinstruktur an, die sich über Vergleiche mit den Befunden aus Lejre und Tissø nun als Kultbezirk identifizieren lassen. Die weitere Erforschung dieses Herrschersitzes verspricht einen entscheidenden Beitrag für das Verständnis zur Entstehung von Birka, dessen königliche Verwaltung, die christliche Missionierung und letztendlich den Beginn der Europäisierung Skandinaviens.

 

 

Montag, den 27. Februar 2017

um 19.30 Uhr

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

Neuer Welterbeantrag Haithabu und Danewerk

von Matthias Maluck

Schleswig-Holstein startet einen neuen Versuch, dass das archäologische Denkmal-Ensemble Haithabu und Danewerk als UNESCO-Welterbestätte anerkannt wird. Den entsprechenden Antrag hat Kulturministerin Anke Spoorendonk am 13. Dezember dem Kabinett vorgestellt. 2015 war ein gemeinsamer Antrag mehrerer Länder zur Eintragung des Wikingererbes in Nordeuropa vom UNESCO-Welterbekomitee zur grundsätzlichen Überarbeitung an die Antragsstaaten zurückverwiesen worden. Eine Überarbeitung des transnationalen Antrags war aus Sicht der Partnerstaaten nicht möglich, weshalb man sich entschloss, das gemeinsame Vorhaben nicht weiterzuführen. "Wir haben uns aber entschlossen, Haithabu und Danewerk als Einzelantrag zu nominieren. Nach den UNESCO-Regularien gibt es für uns die Möglichkeit, über die deutsche Tentativliste 2017 einen zusätzlichen Einzelantrag in Form einer Nominierung als Kulturlandschaft einzureichen", erläuterte Spoorendonk. "Dazu musste der neue Antrag auf dieses besondere Ensemble konzentriert und die Denkmale als Kulturlandschaft und nicht als archäologische Stätte nominiert werden. Eine Eintragung als UNESCO-Kulturlandschaft wäre ein großer Erfolg für die Region und für Schleswig-Holstein insgesamt."
Die Neu-Nominierung "Die archäologische Grenzlandschaft von Haithabu und dem Danewerk" konzentriert sich auf die besondere Bedeutung durch die Grenzlage an der Schleswiger Landenge, die gleichzeitig in der Wikingerzeit auch zum Handelsknoten zwischen Nord- und Ostsee wurde. Das Verteidigungssystem Danewerk und das Handelszentrum Haithabu verkörperten dabei einerseits die Austragung von Konflikten und die Kommunikation von Macht im Südskandinavien der Wikingerzeit vom 8.-11. Jahrhundert.

Die so entstandene Grenzlandschaft zeigte auch den Austausch und den Handel zwischen dänischen, fränkischen, sächsischen und slawischen Gebieten und Eliten. Danewerk und Haithabu bekamen eine wissenschaftliche Schlüsselstellung für die Interpretation und das Verständnis des historischen Wandels in der Wikingerzeit. Die Vielfalt und die Qualität der archäologischen Zeugnisse von Haithabu und Danewerk weisen auf die einzigartige Rolle dieser Landschaft als Mitte eines Grenzraums zwischen dem christlichen Kontinent und den skandinavischen Gesellschaften hin, was sie zum einzigartigen Zeugnis der Geschichte Nordeuropas erhebt. Der jetzige Antrag unterscheidet sich vom vorherigen, transnationalen Antrag vor allem in seiner Reduktion auf Haithabu und Danewerk, die vorher nur eine Komponente unter mehreren waren. Zudem ist er nun ein rein nationales Vorhaben statt eines transnationalen seriellen Projektes.

Der Vortrag stellt den Neuansatz der Welterbenominierung vor und erläutert die Unterschiede zum vorherigen Antrag. Zudem werden Fragen des praktischen Denkmalpflegemanagements im Rahmen des Antrags besprochen. Die Diskussion mit dem Publikum ist dabei ausdrücklich erwünscht.

Zum Vortragenden

Matthias Maluck studierte Archäologie in Heidelberg, Galway/Irland und Kiel und arbeitet seit 2005 am Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein. Er führte u. A.  internationale Projekte etwa zur Erhaltung von Kulturlandschaft im Wattenmeergebiet zusammen mit Dänemark und den Niederlanden durch. Seit 2008 ist er für den UNESCO Welterbeantrag für Danewerk und Haithabu und die Pflege beider Stätten verantwortlich. Im letzten Jahr übernahm der die Leitung der Abteilung für Planung und internationale Projekte.

Info: http://www.schloss-gottorf.de/haithabu/auf-dem-weg-zum-weltkulturerbe

 

 

 

Montag, den 30. Januar 2017

 

um 19.30 Uhr

 

im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein

Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig

 

Masterplan Schloss Gottorf -
Die Modernisierung der Schleswiger Museumsinsel
von Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim

 

Als Schloss Gottorf vor 70 Jahren zum Museum wurde, war der Bau zuvor über ein Jahrhundert Kaserne gewesen – und hatte entsprechend gelitten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden etliche Bausünden der Kasernenzeit rückgängig gemacht. Die Wiederherstellung des Herzoglichen Schlosses wird durch den Masterplan fortgesetzt. Der moderne Anbau zielt auf die aktuelle Bestimmung des Schlosses ab: ein für alle Bürger offenes Museum.
In keinem Jahrhundert blieb Schloss Gottorf so unberührt wie im 20. Das frühe 21. wird nun die umfangreichsten Umgestaltungen mit sich bringen, die es seit dem Bau des gewaltigen Südflügels durch Herzog Friedrich IV. gegeben hat. Doch diesmal nicht aus repräsentativen Zwecken, sondern um Schloss Gottorf endlich als das erlebbar werden zu lassen, was es vor 70 Jahren geworden ist: ein Museum im Schloss. Exklusiv wird der Herr des Hauses persönlich über den Masterplan berichten. (www.masterplan-gottorf.de)

 

Zum Vortragenden

Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim, geboren in Treysa, ist Direktor des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein und leitender Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in Schleswig.

Wissenschaftliche Schwerpunkte: Archäologie Mittel- und Nordeuropas des 1. Jahrtausends, Moorfunde Südskandinaviens, die Kommunikationswege und -beziehungen nordeuropäischer Eliten der ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt, die Verbreitung römischer Militaria im Barbaricum und die frühmittelalterliche Siedlung in Haithabu.

 

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