Online-Vortrag: Montag, den 6. Dezember 2021
um 19.30 Uhr
Versunkene Landschaften im Nordfriesischen Watt
von Dr. Ruth Blankenfeldt (Kiel) und Dr. Bente Sven Majchczack
Das nordfriesische Wattenmeer gilt als bedeutender Naturraum und ist heute als Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe geschützt. Zugleich handelt es sich um das Relikt einer untergegangenen
Kulturlandschaft. Umwelteinflüsse, extreme Wetterlagen aber auch Deichbau und künstliche Landgewinnung veränderten die Region in den letzten Jahrtausenden ständig. Konnten manche Flächen nach einer
verheerenden Flut zurückgewonnen werden, versanken andere Teile endgültig im Meer. Reste der verlorenen Warften und ihrer landwirtschaftlichen Nutzflächen sind unter der heutigen Oberfläche des
Wattenmeeres erhalten.
Ein interdisziplinäres, DFG-teilfinanziertes Forschungsprojekt widmet sich der systematischen Untersuchung ausgewählter Bereiche im nordfriesischen Wattenmeer. Großflächig angewandte nicht-invasive
Methoden der Geophysik zusammen mit Auswertungen von Luftbildern und Drohnenfotografie werden mit zielgerichteten geoarchäologischen und archäologischen Untersuchungen kombiniert.
Ein definiertes Arbeitsgebiet befindet sich in der Nähe der heutigen Hallig Südfall, wo der am 16. Januar 1362 versunkene Handelsplatz Rungholt vermutet wird. Erstmals konnte hier der Verlauf eines
mittelalterlichen Deiches, Wohnhügel und Entwässerungsgräben rekonstruiert sowie verschiedene Standorte von Gezeitentoren identifiziert werden.
Hallig Hooge und umgebende Wattflächen bilden ein weiteres Untersuchungsareal. Eine Vielzahl von untergegangenen Siedlungsbereichen sowie neue Erkenntnisse zu Umfang und Organisation des
mittelalterlichen Salztorfabbaus stehen hier im Fokus der aktuellen Untersuchungen.
Beteiligte Institutionen: Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Naturrisiko-Forschung und Geoarchäologie; Christian-Albrechts-Universität Kiel: Exzellenzcluster ROOTS, Institut für Angewandte Geophysik, Institut für Ur- und Frühgeschichte; ZBSA, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, Museum für Archäologie
Zur Vortragenden: Ruth Blankenfeldt hat in Münster und Kiel studiert und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf. Durch eine Promotion über den germanischen Opferplatz im Thorsberger Moor liegt ihr Forschungsschwerpunkt vor allem auf den ersten Jahrhunderten nach Christus in Nordeuropa. Als ausgebildete Forschungstaucherin sind zudem Fundplätze unterschiedlicher Zeitstellung im marinen, limnischen und sonstigen Feuchtbodenbereich ein wichtiger Teil ihres archäologischen Interessengebiets.
Zum Vortragenden: Bente Majchczack hat in Kiel und Wien studiert, in Rostock promoviert und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ROOTS Exzellenzcluster der CAU Kiel. Als Archäologe mit einem geophysikalischem Hintergrund führt er ein Forschungsprojekt über die Beziehungen von Mensch und Umwelt im Wattenmeerraum durch. Als gebürtiger Nordfriese hat er seine Forschungsschwerpunkte auf die Besiedlungsgeschichte Nordfrieslands und des Nordseeraumes gelegt, mit besonderem Blick auf die Perioden von der Römischen Kaiserzeit bis zur Wikingerzeit und darüber hinaus, wobei er sich auf ein breites Spektrum an Methoden wie Geophysikalischer Prospektion, Fernerkundung, Detektorarchäologie und Ausgrabungen stützt.
Die Videovorträge laufen über einen Videokonferenzdienst von Dataport. Der Eintritt ist jeweils über diesen Link möglich:
AGSH | Jitsi Meet (openws.de): https://video.openws.de/AGSH
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Vortrag: Mittwoch, den 10. November 2021
um 20.00 Uhr
in der
A.P. Møller Skolen
Strandweg 1
24864 Schleswig
Was gibt es Neues aus der Landesarchäologie?
von Dr. Ulf Ickerodt, Landesarchäologe Schleswig-Holstein (Schleswig)
Die Arbeit des ALSH ist bunt und vielschichtig. So geht zum Beispiel nach dem Eintrag von Haithabu und Danewerk in die UNESCO-Welterbeliste die archäologische Forschung und denkmalpflegerische Arbeit richtig los. Die Waldemarsmauer muss saniert und konserviert werden. Ein neuer Museumsbau soll im Welterbe-Bereich entstehen. Archäologische Feldprojekte bieten auch in diesem Bereich neue Erkenntnisse. Neben der Arbeit am Welterbe stehen die vielen Felduntersuchungen. In Oeversee werden neue Großsteingräber entdeckt und tragen zur Vollständigkeit unseres Blickes auf die Jungsteinzeit bei. Auch die Baubegleitung am Denghoog ermöglicht einen neuen Blick auf die historische Topografie dieses Denkmals. Auf Amrum werden freigewehte Grundrisse und Pflasterteile genauso wie in Flintbek entdeckt und dokumentiert. Im Rahmen dieses Vortrags soll über die archäologisch-denkmalpflegerische Arbeit des ALSH der letzten zwei Jahre berichtet werden. Weitere, neben den genannten Themen sind u. a. die Unterwasser- und Detektorarchäologie genauso wie die Vorstellung des zentralen Projektes Digitalisierung.
Zum Vortragenden: Ulf Ickerodt ist seit 2018 Landesarchäologe von Schleswig-Holstein.
Davor war er stellvertretender Leiter und Abteilungsleiter "Praktische
Archäologie" im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein in Schleswig. Er hat in Bonn
und Köln studiert und später in Halle/Saale promoviert. Davor hat er neben seinen
Arbeitsaufenthalten in Afrika in den unterschiedlichen Landesämtern und in der
privatwirtschaftlichen Denkmalpflege gearbeitet.
Für Mitglieder der AGSH findet vorher um 18.00 Uhr die Mitgliederversammlung 2021 statt.
Online-Vortrag: Montag, den 25. Oktober 2021
um 19.30 Uhr
Neue Details und Beispiele nacheiszeitlicher Umweltveränderungen in Norddeutschland
von Dr. Ulrich Schmölcke (Schleswig)
Als vor 11.600 Jahren mit einem raschen und starken Anstieg der Temperatur die letzte Eiszeit zu Ende ging, veränderte sich die Fauna Mitteleuropas grundlegend. Wie phylogenetische Untersuchungen moderner Tiere zeigen, erschlossen Arten und Populationen aus unterschiedlichen Refugialgebieten kommend das eisfrei werdende Gebiet. Im Genpool heutiger Populationen sind diese Migrationsbewegungen bis heute sichtbar. Auch Arten, die in unserer Zeit kontinentale oder sogar mediterrane Areale haben, wanderten bald darauf in Nordmitteleuropa ein. Verbunden mit hochauflösenden Radiokarbondatierungen können solche Arten als Klimaindikatoren verwendet werden und Aufschlüsse über die Reaktionen einzelner Tierarten auf abrupte Klimaveränderungen geben, wie es sie es auch nach Ende der Eiszeit immer wieder gab. Die Verbreitungsgebiete eng verwandter Tierarten sind mit archäogenetischen Methoden, also der Analyse kleiner Überreste alter DNA, rekonstruierbar, und schließlich erlauben die Verhältnisse bestimmter stabiler Isotope in Tierresten Rückschlüsse auf Nahrungspyramiden und Waldbedeckungsgrad. Kombiniert man alle diese unterschiedlichen Parameter, ist es möglich, ökologische Entwicklungen der Vergangenheit feinskalig nachzuvollziehen und wichtige Schlussfolgerungen für Artenschutzprogramme oder Landschaftsentwickungsziele abzuleiten.
Zum Vortragenden: Ulrich Schmölcke studierte Biologie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit dem Hauptfach Zoologie. 1998: Abschluss des Studiums mit einer Diplomarbeit über Wirbeltierreste vom mittelneolithischen Fundplatz Wangels (Ostholstein). 1998-2001 war er wissenschaftlicher Angestellter des Landesamtes für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern. 2002 promovierte er an der Christian-Albrechts-Universität Kiel zur Nahrungsmittelwirtschaft des frühgeschichtlichen Handelsplatzes von Groß Strömkendorf. 2002-2008 war er wissenschaftlicher Angestellter am Zoologischen Institut (ehem. Institut für Haustierkunde) der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Mitarbeit an der Forschergruppe SINCOS (Sinking Coasts) zur Erforschung der Entstehung und Entwicklung der Ostsee. Seit 2009 ist er der Leiter des Arbeitsbereiches „Archäozoologie und Geschichte der Fauna“ am Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in Schleswig.
AGSH | Jitsi Meet (openws.de): https://video.openws.de/AGSH
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Online-Vortrag: Montag, den 20. September 2021
um 19.30 Uhr
Arbeit unter Druck – Unterwasserarchäologie in Nord- und Ostsee
von Dr. Florian Huber (Kiel)
Denken wir an Unterwasserarchäologie, kommen uns zunächst vermutlich eindrucksvolle Funde aus dem Mittelmeer oder der Karibik in den Sinn. Aber auch Deutschland ist mit Nord- und Ostsee, Hunderten Seen, Tausenden Kilometern Flussläufen, gefluteten Höhlensystemen und Bergwerken sowie Brunnen und Mooren reich an unterschiedlichen Gewässern und somit auch reich an archäologischen Fundstellen. Sie geben uns heute einen einzigartigen Einblick in unsere Vergangenheit. Im Vortrag soll ein Schwerpunkt auf neuzeitlichen Fundstellen des Ersten und Zweiten Weltkriegs in Nord- und Ostsee liegen. Vorgestellt werden die deutschen Schiffswracks des Seegefechts bei Helgoland von 1914 sowie die erst kürzlich gefundenen Enigmen des Zweiten Weltkriegs aus der Geltinger Bucht sowie der Schlei.
Zum Vortragenden: Dr. Florian Huber, 1975 in München geboren, taucht seit frühester Jugend und studierte Archäologie, Anthropologie und Skandinavistik in München und Umeå (Schweden) sowie in Kiel. Bevor er sich als Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher selbstständig machte, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel und leitete dort die Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie. Huber ist Autor zahlreicher Fachpublikationen, Zeitschriftenartikel sowie Bücher und steht regelmäßig für TV-Dokumentationen wie Terra X vor der Kamera.
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Vortrag: Montag, den 14. Juni 2021
um 19.30 Uhr (online)
“Dark Ages” im Norden? Kulturelle Phänomene zwischen Niedergang und Aufbruch am Übergang vom vierten zum dritten Jahrtausend v. Chr. in Schleswig-Holstein.
von Dr. Jan Piet Brozio
Jan Piet Brozio beschäftigt sich seit Jahren mit dem norddeutschen Neolithikum. Er ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Uni Kiel beschäftigt, an der er auch sein Studium erfolgreich absolvierte.
Am Übergang vom vierten zum dritten Jahrtausend v. Chr. endet die Trichterbecherkultur und zugleich sind tiefgreifende Veränderungen in den neolithischen Gemeinschaften Norddeutschlands und Südskandinaviens zu beobachten. Waren die Jahrhunderte davor von der gemeinschaftlichen Errichtung von Monumenten in Form von Großsteingräbern und Grabenwerken geprägt, erfolgte nun eine zunehmende Auflösung der in größeren Siedlungen zusammengeschlossenen und in Kollektivgräbern bestatteten Trichterbechergemeinschaften in kleinere Gruppen. Neue Kulturerscheinungen wie die Kugelamphorenkultur als auch die Einzelgrabgesellschaften traten auf.
Im Rahmen des Teilprojektes „Neolithische Transformationen in der nordmitteleuropäischen Tiefebene” des Kieler Schwerpunktprogrammes SFB 1266 „TransformationsDimensionen“ erfolgte eine Annäherung an diese Phänomene durch Ausgrabungen und Auswertungen materieller Kultur, deren Ergebnisse im Zentrum dieses Vortrags stehen.
um 19.30 Uhr (online)
Von weisen Männern und trauernden Frauen – Zur Bedeutung von Haar und Bart in der Kunst der Wikingerzeit
von Dr. Sigmund Oehrl
Sigmund Oehrl ist Archäologe und Skandinavist, wurde 2008 in Göttingen promoviert und habilitierte sich 2017 in München. Nach langjähriger Mitarbeit im Runen-Projekt der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und einer kurzzeitigen Anstellung am Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig ist Oehrl seit 2019 am Archäologischen Institut der Universität Stockholm beschäftigt. Zu Oehrls Forschungsgebieten zählen insbesondere Religion, Kunst und Ikonographie der nordeuropäischen Eisenzeit, Runenforschung und Jagdgeschichte.
In Stockholm leitet er ein vom Schwedischen Wissenschaftsrat gefördertes Projekt über die Bildsteine der Ostseeinsel Gotland. Ziel des Forschungsprojektes ist insbesondere die vollständige 3D-Digitalisierung dieser einmaligen Monumente und ihre digitale Neu-Edition in Form einer frei zugänglichen Online-Datenbank. Weitere Informationen zu diesem Vorhaben sind der Projekt-Homepage sowie zwei kurzen Dokumentarfilmen zu entnehmen:
Im geplanten Vortrag wird Oehrl der Bedeutung von Haar- und Bart in der Kunst der Wikingerzeit nachspüren. Wie in vielen anderen Kulturen des Altertums und des Mittelalters dürften Bart- und Haupthaar auch bei den frühmittelalterlichen Skandinaviern als Sitz der Lebensenergie und besondere Würdezeichen angesehen worden sein, denen geheimnisvolle Kräfte innewohnen. Man denke nur an den israelitischen, bärenstarken Helden Samson, den nach dem Scheren seiner Löwenmähne alle Kräfte verließen, oder an die verbreitete Redewendung „Beim Barte des Propheten“. Von derartigen Vorstellungen scheinen auch Bilddenkmäler der Wikinger-Epoche Zeugnis abzulegen, vor allem eine prominente Gruppe von Figurinen, die sich an den eigenen Bart oder das eigene Haupthaar greifen. Diese Bart- und Haargesten sollen vorgestellt, die relevanten Denkmäler versammelt und ihre Deutungsmöglichkeiten vor dem Hintergrund weit gestreuter bildlicher und literarischer Parallelen in den Blick genommen werden. Dabei wird auch ein bislang noch wenig gewürdigter Kleinfund aus Haithabu eine Rolle spielen...
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